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Mein Kind bleibt sitzen: Chance oder Nachteil? Lesezeit: 2 Minuten

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Sitzenbleiben – ein Wort, das viele Eltern aufschreckt. Ist die Versetzung Ihres Kindes gefährdet, beginnt oft eine belastende Zeit für die ganze Familie. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Kind jetzt am besten unterstützen, warum ein wiederholtes Schuljahr kein Makel sein muss – und wie sich das Sitzenbleiben vielleicht noch verhindern lässt.

 

Können Grundschulkinder sitzen bleiben? 

Sitzenbleiben in der Grundschule ist in einigen Bundesländern noch möglich, aber meistens selten und eher die Ausnahme.

  • In vielen Bundesländern wird das Wiederholen der Klasse durch alternative Fördermaßnahmen ersetzt, wie etwa die verlängerte Schulanfangsphase, die den Kindern mehr Zeit zum Lernen gibt.

  • Einige Länder (z.B. Berlin, Hamburg, Sachsen, Schleswig-Holstein) haben das klassische Sitzenbleiben in der Grundschule abgeschafft.

 

Nachteile des Sitzenbleibens

Für Kinder und Jugendliche kann Sitzenbleiben eine Kränkung des Selbstbewusstseins bedeuten. Bleiben dann noch Freundschaften auf der Strecke, sitzen sie unglücklich in der neuen Klasse. Ebenfalls kann es zu Langeweile in den Fächern kommen, in denen das Kind bis dato gut war. Auch hier hilft das Gespräch mit den Lehrern und der Kontaktaufbau zu den Klassenkameraden. Fördern Sie Verabredungen und laden Sie neue Klassenkameraden zu sich nach Hause ein. Bieten Sie Ihrem Kind Geborgenheit und Sicherheit.   
 

Sitzenbleiben als zweite Chance

Sitzenbleiben kann sinnvoll sein. Ihr Kind hat die Möglichkeit, den Lernstoff in seinem eigenen Tempo noch einmal zu erarbeiten und besser zu verinnerlichen.

So hat Ihr Kind die Möglichkeit, sich in der mündlichen, als auch in der schriftlichen Mitarbeit zu verbessern. Das tut dem Selbstbewusstsein gut und bringt die Freude am Lernen wieder zurück. Gute Noten motivieren und das Kind ist nicht mehr mit permanenten Versagensängsten konfrontiert.  Vielleicht kommt das Kind mit einem anderen Lehrer oder in der neuen Klassengemeinschaft besser zurecht. 
 

Mein Kind bleibt sitzen – was tun?

Vermeiden Sie Vorwürfe und üben Sie sich in Gelassenheit. Ihrem Kind wird es schwer genug fallen, ein Sitzenbleiber zu sein, auch wenn es dies vielleicht nicht zeigt. 

Stärken Sie Ihr Kind, indem Sie klarmachen, dass ein wiederholtes Schuljahr keine Niederlage ist, sondern eine Chance, besser vorbereitet in die Zukunft zu starten.

Erklären Sie Ihrem Kind, dass auch berühmte Persönlichkeiten wie Albert Einstein das Schuljahr wiederholen mussten und dies durchaus keine Schande ist. Sitzenbleiben ist kein Hindernis für ein erfolgreiches Leben. Solche Beispiele können motivieren und den Druck nehmen. 

 

Sitzenbleiben: Schulrecht und Unterstützungsmöglichkeiten 

Auf den weiterführenden Schulen sieht es dann schon anders aus. Generell lässt sich sagen, dass bei drei oder mehr Fünfen auf dem Zeugnis die Wiederholung der Klasse angesagt ist. Bei ein oder zwei Fünfen können gute Noten in den anderen Fächern den Ausgleich schaffen.  Für eine Sechs sollten schon zwei Zweien auf dem Zeugnis stehen.  Die Regelungen zum Sitzenbleiben sind in den Bundesländern verschieden. Darum ist es wichtig, immer den Austausch mit dem Lehrer zu suchen. Nur so erfahren Sie, wie Ihr Kind mündlich und schriftlich in dem Fach steht und wie es die Noten verbessern kann.
 

Was sind Gründe für das Sitzenbleiben?

Falsche Schulform. Manchmal zeigen die Noten und das Lernverhalten in der Grundschule schon, dass das Gymnasium nicht die geeignete Schulform für das Kind ist. Ist der Wunsch nach dem Abitur zu groß, kann falscher Ehrgeiz der Eltern zum Leistungsversagen führen. Erzwungenem Leistungsdruck ist kein Kind gewachsen, er trägt auch nicht zum Selbstbewusstsein bei. Eltern sollten auf die Schul-Empfehlung des Lehrers hören, das Abitur kann durch einen Schulwechsel später nachgeholt werden.    

Temporäre psychische Schwierigkeiten oder belastende Situationen können zum Schulversagen beitragen. Die Trennung der Eltern, ein Umzug oder der Tod eines nahen Angehörigen gefährden die Versetzung. Auch der erste Liebeskummer lässt die Schule unwichtig werden.  

Längere Fehlzeiten in der Schule und die damit verbundenen schlechten Noten sind ebenfalls ein Grund für die „Ehrenrunde“. Fehlt Ihr Kind unentschuldigt, weil es heimlich blaumacht, finden Sie die Gründe dafür heraus. Wird es gemobbt, wird es durch seine Freunde negativ beeinflusst? War Ihr Kind längere Zeit krank, kann Nachhilfe die Lernlücken schließen.

Plötzliches Versagen und Blackouts können trotz bester Vorbereitung zu schlechten Ergebnissen in Klassenarbeiten führen. Leidet Ihr Kind unter Prüfungsangst, kann es sein Wissen plötzlich nicht mehr abrufen. Nervosität und Leistungsdruck tragen zur Denkblockade bei. Hier hilft nur, den Umgang mit der Situation zu üben: Angstauslösende Szenarien sollten gestoppt und durch positive Gedanken ersetzt werden. Entspannungs- und Atemtechniken können die Panik vermindern.
 

Sitzenbleiben verhindern: die besten Tipps für Eltern

Wenn Sie frühzeitig aktiv werden, lassen sich viele Ursachen fürs Sitzenbleiben abfedern – oder ganz vermeiden. Diese Maßnahmen helfen dabei, Ihr Kind zu stabilisieren und die schulische Leistung zu verbessern:

  • Bleiben Sie im Kontakt mit den Lehrkräften: So erfahren Sie früh, wenn die Versetzung gefährdet ist.

  • Begleiten Sie den Schulalltag aktiv, vor allem in schwierigen Entwicklungsphasen wie der Pubertät.

  • Pflegen Sie den familiären Zusammenhalt durch gemeinsame Aktivitäten außerhalb der Schule.

  • Nehmen Sie das Zwischenzeugnis ernst – es kann Hinweise auf gefährdete Fächer liefern. Spätestens zehn Wochen vor der Zeugnisausgabe sind Schulen verpflichtet, Eltern darüber zu informieren, wenn die Versetzung gefährdet ist. Nutzen Sie diesen Zeitpunkt aktiv, um gezielt das Gespräch mit den Lehrkräften zu suchen.

  • Schaffen Sie eine konzentrierte Lernumgebung zu Hause – ohne Ablenkung durch das Handy.

  • Ziehen Sie Nachhilfe in Betracht, wenn Lernlücken bestehen oder der Schulstoff nicht verstanden wird.

  • Denken Sie über einen Schulwechsel nach, wenn strukturelle Probleme die schulische Entwicklung hemmen.

 

Sitzenbleiben ist kein Rückschritt – sondern eine Chance

Auch wenn das Sitzenbleiben zunächst wie ein Rückschritt wirkt: Für viele Kinder kann es genau der Schritt sein, den sie brauchen, um wieder Anschluss zu finden, Selbstvertrauen zu gewinnen und Lernfreude zurückzugewinnen. Wichtig ist, dass Sie als Eltern ruhig bleiben, Ihr Kind emotional stärken und gemeinsam nach vorne blicken. Versuchen Sie, die Ursachen zu verstehen, suchen Sie das Gespräch mit den Lehrkräften – und scheuen Sie sich nicht, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Denn eines ist klar: Kein wiederholtes Schuljahr entscheidet über die Zukunft Ihres Kindes. Aber wie Sie damit umgehen, kann den Unterschied machen.

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